Bad Grund
Bad Grund im Harz ist die älteste der sieben Oberharzer Bergstädte: 1317 als Forstort bereits in Urkunden damaliger Zeit zu finden, entwickelte sich die kleine Stadt bereits in den folgenden ca. 120 Jahren zu einem Ort des Eisenerz-Bergbaus, und 1524 erhielt Bad Grund die so genannte Bergfreiheit vom Herzog Heinrich dem Jüngeren. Bis 1992 wurde hier der Bergbau (vor allem auf Zink und Blei) weiter betrieben, dann jedoch wurde mit der Stilllegung der Grube "Hilfe Gottes" die aktive Bergbaugeschichte von Bad Grund beendet.
Etwa 2400 Einwohner leben heute in dem zwischen Seesen und Osterode gelegenen kleinen Ort, der seit 1916 offiziell als Kurort "Bad" genannt wird. Wer zum ersten Mal in den Ort fährt, dem fällt vermutlich als erstes auf, wie eng die Hänge der umliegenden Harzer Berge den Häusern zu sein scheinen: In langen, teilweise gewundenen Tälern sind die Straßen des Ortes gebaut, und an manchen Stellen bleibt nur noch Platz für eine einzelne Häuserreihe links und rechts des Weges.
Der Reisende kann hier aus einer breiten Palette an Möglichkeiten wählen. Für uns bei unserem ersten, (zu) kurzen Besuch Anfang Juni 2009 waren vor allem die Wanderwege von Interesse. Um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, bietet sich da die so genannte "König-Hübich-Route" (auch Horizontalweg genannt) an: Auf etwas mehr als 11 Kilometern Länge verläuft diese Route einmal um Bad Grund herum, und wie der Name schon sagt, bleiben dabei (sobald man den Weg einmal erreicht hat) allzu steile Auf- und Abstiege größtenteils aus. Immer wieder eröffnen sich Ausblicke auf Teile von Bad Grund, und im Lauf dieser Route kommt der Wanderer zudem an vielen Sehenswürdigkeiten von Bad Grund vorbei oder kann, ganz nach Lust und Laune, Abstecher zu etwas weiter entfernten Zielen machen (oder die Route an einem der sieben Haupteinstiege verlassen und nach Bad Grund zurückkehren).
So kann z.B. die 40 Meter hohe Doppelfelsnadel des sagenumwobenen Hübichensteins erklommen werden, genauer gesagt: Eine der beiden Felsnadeln. Auf der anderen thront obenauf ein Adler, das einzige Überbleibsel des 1895 errichteten Denkmals für Kaiser Wilhelm I. (das zuvor vorhandene, zwei Meter hohe, gegossene Medaillon wurde mit dem Fall der Monarchie zerstört). Die bekannte Harzer Sage berichtet, dass einst Zwerge und Elfen am Hübichenstein gehaust haben sollen, allen voran der Zwergenkönig Hübich, in dessen langem Bart angeblich die zwergische Zaubermacht steckte. Einerseits verschenkte er goldene Tannenzapfen an die Ärmsten der Gegend, doch wer verbotenerweise sein Reich betrat, wurde hart bestraft. Die Sage erzählt weiter, dass im Dreißigjährigen Krieg die Spitze des Berg von Soldaten unter Beschuß genommen worden sein soll - und seitdem hat niemand mehr den Zwergenkönig gesehen.
Nur wenige hundert Meter vom Hübichenstein entfernt liegt an der B242 das HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle. (An manchen Tagen kann der Besucherandrang sallerding so groß sein, dass man -wenn man unbedingt hinein will- zumindest einiges an Wartezeit mitbringen muß). Hier erfährt man auch, wie ein Korallenriff (denn um nichts anderes handelt es sich bei dem Gestein, in dem die Iberger Tropfsteinhöhle liegt, und eben auch dem Hübichenstein) in den Harz gelangen konnte. In einem 1:1-Modell kann auch die für Besucher nicht zugängliche Lichtensteinhöhle begangen bzw. teils durchkrochen werden. In dieser Höhle wurden Knochenfunde aus der Bronzezeit mit heute lebenden Menschen mittels eines DNS-Tests verglichen, wobei tatsächlich mehrere Nachfahren der in der Höhle gefundenen "ältesten Familie der Welt" gefunden werden konnten. In einer multimedialen Ausstellung werden die Lebensweisen von damals und heute verglichen und zahlreiche Exponate aus der Bronzezeit gezeigt.Faszinierend (und gegenüber dem Trubel im Höhlenerlebniszentrum erholsam ruhig) ist auch das Arboretum "WeltWald Harz", ein weitläufiges Areal (allein hier kann man leicht mehrere Stunden verbringen), in dem seit 1970 Tausende von exotischen Bäumen und Gehölzen aus aller Welt angepflanzt worden sind. Besonders im Herbst soll die Farbpracht im "Indian Summer" überwältigend sein.
Weiter geht es am Eisensteinstollen vorbei, einem seit 2009 zugelassenen Heilstollen für Atemwegserkrankungen (Nähere Auskünfte erteilt die Kurverwaltung in Bad Grund, Elisabethstraße 1, Telefon: 05327-70070), und vor allem, wer Kinder hat, sollte einen Besuch des Märchentals in Betracht ziehen: In kleinen Modellhäuschen werden hier diverse bekannte Märchen sowie Geschichten aus Bad Grund visualisiert - außerdem bekommt man hier erfrischende Getränke etc.
Bei schönem Wetter lohnt sich auch der (allerdings schon etwas anstrengendere) Abstecher zum Iberger Albertturm, einem über 30 Meter hohen Aussichtsturm mit schöner Aussicht über den Harz und dessen Vorland.
Ein wenig abseits der Route liegt zum einen das Bergbaumuseum Knesebeckschacht: Hier erfährt der Interessierte viel über den Bergbau in Bad Grund, vor allem über den Abbau mit schwerem Gerät wie Überkopfladern und Grubenlokomotiven, die im Freigelände zu sehen sind. Schon von weitem sichtbar ist der 47 Meter hohe Hydrokompressorturm, einer einzigartigen Anlage, mit der -nur mit dem Druck des am Berg gesammelten Wassers betrieben- Druckluft für die Grubengeräte erzeugt wurde, und das wartungs- und schadstofffrei über viele Jahrzehnte. Ein kleiner Teil des Stollensystems kann ebenfalls befahren werden (allerdings zu Fuß, der Bergmann spricht immer vom "Fahren", wenn er sich im Berg bewegt...), der größte Teil der Grube ist allerdings mit Wasser vollgelaufen und "abgesoffen". Wer eine der Führungen mitmachen will, sollte beachten, dass diese nur zwei Mal am Tag stattfinden, nämlich jeweils um 11 und um 14 Uhr. (Für größere Gruppen sind bei vorheriger Anmeldung Sonderführungen möglich)
Zum anderen findet sich hier, nur wenige Straßenecken entfernt, das Uhrenmuseum: Auf über 800 Quadratmetern sind hier mehr als 1600 Ausstellungsstücke der Zeit-Geschichte vom 15. Jahrhundert bis zur Moderne zu sehen, von der winzigen Taschenuhr bis zur gewaltigen Turmuhr. Zu jeder vollen Stunde zwischen 10 und 18 Uhr (außer um 14 Uhr) erklingt am Bad Grunder Markt auch das 1978 installierte Glockenspiel.
Am südlichen Ende von Bad Grund findet sich schließlich noch einer der zahlreich im Harz vorhandenen WasserWanderWege, auf denen markante Bestandteile der Oberharzer Wasserwirtschaft dem Besucher nähergebracht werden. Unter anderem kommt man dabei am Mundloch (quasi dem "Ausgang") des Tiefen-Georg-Stollens vorbei, einem nach 22 Jahren Bauzeit (1777- 1799) über 10 Kilometer langen Wasserlösungsstollen (wenn man den später hinzugefügten Seitenarm zum Bockswieser Bereich mitrechnet, kommt man sogar auf knapp 26 Kilometer Gesamtlänge). Die feierliche Einweihung dieses Stollens ist lange her - heute deutet kaum noch etwas auf die damals relativ große Bedeutung dieses Bauwerks hin. Da die Gruben aber ohnehin bereits während der Bauzeit in größere Teufen (bergmännisch für "Tiefen") vorgedrungen waren, wurde bald die Planung und der Bau eines noch tiefer gelegenen Wasserlösungsstollens notwendig, dem Ernst-August-Stollen.
Von Bad Grund aus sind zudem diverse touristisch interessante Orte nach kurzer Fahrzeit zu erreichen, darunter Osterode, Buntenbock, und Clausthal-Zellerfeld - aber auch etwas weiter entfernte Ortschaften wie Braunlage oder Goslar sind nicht "völlig aus der Welt".