Orte im Harz
Orte im Harz
Bei den Orten im Harz habe ich lange überlegt, wie ich sie sortieren soll... zunächst dachte ich daran, sie im Uhrzeigersinn einzutragen, angefangen bei Goslar, Ilsenburg, Wernigerode, Blankenburg und auf der anderen Seite zurück von Nordhausen bis Osterode und Seesen. Aber wohin dann mit den Ortschaften IM Harz, also Clausthal-Zellerfeld, Altenau, Braunlage...? Also vielleicht nach Hochharz, Oberharz, Unterharz...? Aber da ist auch nicht so recht klar, was wohin gehört... nach Größe, angefangen bei den Orten mit den meisten Einwohnern? Oder nach subjektiver Wichtigkeit? Alles nicht das Wahre - und so bin ich momentan erstmal bei einer schnöden alphabetischen Sortierung hängen geblieben... vielleicht fällt mir ja noch etwas Besseres ein.
Warum heißen die Orte eigentlich so, wie sie heißen?
Das ist eine ziemlich gute Frage. Und es gibt keine einfache Antwort darauf, sondern man begibt sich hier in einen schieren Abgrund archäologischer Grundlagenarbeit, denn im Harz sind eine Menge Leute verschiedener Völker gekommen und gegangen. Wenn man dann bedenkt, dass fast die Hälfte der Ortschaften im Harz als Wüstungen, also verlassene Besiedelungsplätze, zu rechnen sind, und es in Deutschland erst seit gut 400 Jahren eine gemeinsame Schriftsprache gibt, wird einem Laien schon halbwegs klar, wieso da selbst Experten mitunter nur rätseln können.
Aber ein paar Ansatzpunkte hat man dann doch. So gibt es z.B. etliche Ortschaften, die sich mit einem "-rode" im Namen präsentieren, also Wernigerode, Benzingerode, Darlingerode, Abbenrode usw. - und dieses "rode" steht schlicht für einen Ort, der im Zuge mittelalterlicher Besiedlung gerodet worden ist. Ähnlich klar ist der Fall meist bei einem "-burg" im Namen, also Heimburg, Blankenburg, Stapelburg... die Orte mit "-heim", "-stedt" und "-stadt" verstehen sich in dieser Betrachtung schon fast von selbst...
Da Flüsse für die Besiedlung wichtig waren, ist es nur logisch, dass Ortschaften teils auch Namensbestandteile der Flüsse aufweisen, und so sind wir z.B. bei Ilsenburg. Ähnliches gilt für Berge, an denen man sich ja gut orientieren konnte. Und zu guter Letzt (in dieser hauchdünn angerissenen Einleitung) spielen auch Tiere und Pflanzen eine Rolle... wenn z.B. mitten in einem Laubwald eine Siedlung von hohen Tannen kenntlich gemacht ist, so mag sie folgerichtig "Tanne" heißen. Wie das dann zu Rübeland oder Wolfshagen passt, kann man sich einigermaßen zusammenreimen... warum aber Orte Namen wie "Elend", "Sorge" oder "Schielo" tragen, entzieht sich meiner Kenntnis...
(Eine wesentlich umfangreichere Betrachtung der Namenskunde im Harz hat Bernd Sternal auf seiner Website vorgenommen. Aus selbiger habe ich auch die meisten o.g. Informationen mit freundlicher Genehmigung des Autors entnommen.)
Bergstädte im Oberharz
Nein, nicht jede Stadt, die im Harz ein wenig höher gelegen ist, ist auch gleich eine Bergstadt. Hier sind wir gleich wieder mittendrin in der Geschichte des Harzes (ein Buch, nein, eine halbe Bibliothek für sich!), in diesem Fall nämlich beim Bergbau (noch ein Thema für sich...). Der Bergstädte im (Ober)Harz gab es derer gerade mal sieben: Altenau, Bad Grund, Lautenthal, Sankt Andreasberg, Wildemann, Clausthal, Zellerfeld (heute zusammengeschlossen zu Clausthal-Zellerfeld). Diese Orte verdanken ihr Entstehen dem mittelalterlichen Bergbau und waren mit besonderen Bergfreiheiten versehen, die älteste dieser Bergfreiheiten erhielt Bad Grund im Jahre 1524.
Solche Bergfreiheiten regelten neben dem offensichtlich notwendigen Recht auf das Graben nach Bodenschätzen auch weitreichende Dinge wie Steuerbefreiungen, das Recht auf das Einsetzen einer eigenen Gerichtsbarkeit, das Schlagen von Holz (das zum Bauen von Verstrebungen in den Stollen benötigt wurde) und vieles mehr. Zugleich brachte die Bergfreiheit aber auch Pflichten mit sich: So durften außer Bergleuten nur bestimmte Personen wie Geistliche oder notwendige Handwerker in solchen Bergstädten wohnen, und wer sich als Fremder dort niederlassen wollte, benötigte eine schriftliche Erlaubnis des jeweiligen Berghauptmanns. Im 19. Jahrhundert wurden die Bergfreiheiten mit dem Aufkommen allgemeiner Gesetzgebungen nach und nach obsolet, und spätestens mit der Einstellung des Bergbaus im Oberharz (wiederum in Bad Grund im Jahre 1992) endet die Geschichte der Oberharzer Bergstädte (natürlich nur, soweit es den Bergbau betrifft).